Mit Tomb Raider versucht der Entwickler Crystal Dynamics alles anders zu machen als in den Vorgängern. Anstatt wie in den Vorgängern auf eine ausgewogene Mischung an Action und Rätsel zu setzen, stehen nun ganz klar die Kämpfe im Vordergrund.
Lara Croft verkörpert in ihrem neuen Spiel anfangs eher die klassische Rolle des verletzlichen Mädchens. Ein Mädchen, das sich jedoch nicht mit der Situation abfindet und zurückzieht, sondern sich den Gefahren und Erfordernissen des Überlebens stellt. Diesen Wandel verfolgt ihr als Spieler direkt mit, auch wenn er sich nicht in der Spielmechanik wieder spiegelt.
A Survivor is born
Willkommen im wahren Leben, Lara! Die 21-jährige Lara Croft hat gerade frisch ihr Studium der Archäologie abgeschlossen. Sie sehnt sich nach den großen Schätzen der Geschichte. Da kommt ihr die Familiensaga ihrer Freundin Sam gerade recht, die ihr die mystische Erzählung einer japanischen Sonnenkönigin nahebringt.
Doch existiert das Reich dieser Sage wirklich? Zusammen mit ihrem Mentor Conrad Roth und einer bunten Truppe aus Studenten und Wissenschaftlern macht sich Lara auf den Weg in den Nordpazifik. Das Drachendreieck setzt der Expedition ein jähes Ende: Diese von Stürmen beherrschte Gegend lässt das Schiff der Gruppe kentern – und Lara um ihr Überleben kämpfen! Mit letzter Kraft rettet sich die junge Archäologin an den Strand einer unbekannten Insel und legt ihr Schicksal damit in eure Hände.
Emotionale Achterbahnfahrt
Von nun an beginnt ein Abenteuer, wie ihr es in der Serie noch nicht erlebt habt. Lara werdet ihr zunächst nicht wiedererkennen. Von der toughen Amazone, die auf alles eine Antwort hat, ist dieses naive junge Mädchen noch meilenweit entfernt! Doch das Grauen auf der Insel schickt sich an, euch und Lara durch eine harte Schule zu schicken.
Ein Plünderer entführt Lara vom Strand und schleppt sie in sein Versteck. Die Flucht gelingt, doch nicht ohne Fleischwunden und angeknackste Knochen. Statt der sauberen Archäologin gibt es viel Blut, Schweiß und Tränen. Miss Croft sieht sich der Wildnis der Insel, gefährlichen Tieren und blutrünstigen Eingeborenen gegenüber. Ohne eine Waffe, ohne Erfahrung und ohne ihre Freunde.
Dieser Überlebenskampf, dieser Stoß ins kalte Wasser des Lebens bringt euch Lara emotional so nahe wie nie. An Sprüngen, die die „alte“ Miss Croft zum Aufwärmen ausführt, scheitert sie. Sie schneidet sich, wird gebissen, tappt in Fallen und reißt sich das Fleisch auf. Dieses junge, zerbrechlich wirkende Mädchen weint, sie bibbert vor Kälte und schluchzt erleichtert, als sie endlich ein Lebenszeichen ihrer Gruppe hört.
Die Verzweiflung und Verletzlichkeit eurer Protagonistin ist jederzeit spürbar und vermittelt euch ein intensives Spielgefühl, wie ihr es selten in einem Titel erlebt habt.; von einem Tomb Raider Teil ganz zu schweigen. Ihr leidet förmlich jede Sekunde mit ihr und teilt ihre Schuldgefühle, für die Katastrophe verantwortlich zu sein.
Der Mehrspielermodus ist unerwartet gut ausgefallen. Er fügt sich hervorragend in das Setting der gestrandeten Expeditionsgruppe ein. Bleibt zu hoffen, dass das von uns beobachtete Camping nicht allzu sehr ausgenutzt wird. Revolutionäre Neuerungen und Spielmodi dürft ihr hier jedoch nicht erwarten. Hinzu gesellen sich ein Cast mit viel Charaktertiefe, malerische Landschaften und ein genialer Soundtrack. Kurzum: An Tomb Raider führt in diesem Jahr kein Weg vorbei! Wer von euch mit der gesteigerten Action leben kann, der muss einfach zugreifen. Wir freuen uns bereits jetzt auf weitere Abenteuer der Archäologin. Dann vielleicht noch schöner auf der neuen Xbox 720?
